Elektronische Messsysteme in der Funktionsanalyse und CAD/CAM
In der zahnärztlichen Praxis wie auch in der zahnmedizinischen Forschung werden heutzutage Bewegungsaufzeichnungen des Unterkiefers in der überwiegenden Mehrzahl mit elektronischen Messsystemen durchgeführt, da diese Systeme neben einer einfachen Handhabung bei der Datenerfassung auch eine strukturierte und umfassende Datenauswertung ermöglichen. Mit Ihnen wird die Funktion des Unterkiefers dreidimensional erfasst. Sie wurden für die Anwendung in Praxis und Labor in vielfältiger Weise optimiert. Wie diese Systeme unter evidenzbasierten Gesichtspunkten eingesetzt werden können, dazu gibt es ganz aktuelle Hinweise und Vorgaben der neuen s2k-Leitlinie zu instrumentellen Verfahren unter Federführung der DGFDT und der DGZMK (http://www.dgzmk.de/zahnaerzte/wissenschaft-forschung/leitlinien/details/document/instrumentelle-zahnaerztliche-funktionsanalyse-s2k.html)
Zentrale Aufgabe der Systeme ist die Unterstützung der instrumentellen Funktionsdiagnostik und -therapie, sie können aber auch zur Optimierung der Zentrikbestimmung eingesetzt werden und dienen vor allem der Ermittlung patientenbezogener Werte zur individuellen Programmierung von Artikulatoren (einschließlich der virtuellen für CAD/CAM).
Als besonders innovatives Beispiel, das viele Aspekte der modernen Systeme berücksichtig und den Mehrwert gut erläutern kann, sei an dieser Stelle SICAT Function genannt (Fa. Sicat, D-Bonn). Dieses System fusioniert 3D-Bewegungsaufzeichnungen eines instrumentellen Messsystems mit digitaler Volumentomographie DVT und 3D-Scans von Ober- und Unterkiefer. Es vermag den Unterkiefer einschließlich der Kiefergelenke realdynamisch in Bewegung setzen und die Bewegungsspuren der Kondylenbahnen korrekt anatomisch verorten (Abbildung). Damit lassen sich Auswirkungen jedweder Art von Unterkieferbewegungen, u.a. auch physiologische wie Kaubewegungen, anatomisch wiedergeben und die Gelenkspaltbreiten unter funktionellen Belastungen bewerten. Direkt „unter Sicht“ können zentrische bzw. therapeutische Kondylenpositionen und Kieferrelationen bestimmt werden, in denen Aufbissschienen oder Restaurationen mit Umstellungen der kompletten Okklusion angefertigt werden sollen. Diese Daten können anschließend in die CEREC-CAD-Software eingelesen werden und helfen, die CAD-Kauflächen biomechanisch optimal zu gestalten.
Abbildung:
Sicat-Function-Analyse: Darstellung der Kiefergelenke mit den zugehörigen Kondylenbahnen. Die Umrisskonturen der Kondylen (blaue Linien) lassen sich realdynamisch in Bewegung darstellen, ebenso der Unterkiefer als Ganzes im Fester unten Mitte.